Bild von Bartalgen im Aquarium bekämpfen/entfernen 🐟 Profi

Bartalgen bekämpfen & entfernen | Aquarium | Ursachen & Maßnahmen | Tipps

Bartalgen (Rotalgen) im Aquarium bekämpfen & entfernen - Tipps vom Profi

Wenn du dunkelgrüne, schwarze oder dunkelgraue Algen im Aquarium entdeckst, ist guter Rat teuer. Denn diese Rotalgen sind als Überlebenskünstler „gekommen, um zu bleiben”. Wir erklären in diesem Ratgeber-Beitrag, wie du speziell die Bartalge erkennst, wie du diese hartnäckige Algenart wieder los wirst – und wie du sie am besten gar nicht erst in dein Aquarium lässt.

Bartalgen/Rotalgen erkennen

Sie sind dunkelgrün, grau oder schwarz, bilden bis 15 cm lange Fäden, die sich mit zunehmender Länge kräuseln und mögen es, in der Strömung des Filters zu schwimmen – welche Algenart ist das? Höchstwahrscheinlich haben Bartalgen dein Aquarium besiedelt. Diese Algenart gehört gemeinsam mit den Pinselalgen zur Gruppe der Rotalgen (Compsopogon) – die allerdings überhaupt nicht rot aussehen, sondern eher dunkelgrün bis schwarz. 
Bartalgen im Aquarium werden oft mit Fadenalgen verwechselt. Diese gehören wiederum zur großen Gruppe der Grünalgen und sind deutlich einfacher loszuwerden.

ErkennungszeichenDifferenzierenAlgenart
lange Fädengekräuselt, je längerBartalgen
 glatt, je längerFadenalgen
 leicht ablösbarFadenalgen
 hart, nicht ablösbarBartalgen
 mehr als 15 cm langFadenalgen
 kurz, quastenartigPinselalgen
Farbeleuchtend sattgrünFadenalgen (oder junge Bartalgen)
 dunkelgrün bis dunkelgrauBartalgen
Alkoholtestverfärbt sich nichtFadenalgen
 verfärbt sich rotBartalgen/Pinselalgen

Bartalgen sind, wie alle Rotalgen, sehr hartnäckig. Du findest sie vor allem an den Rändern der Blätter von Wasserpflanzen oder an Hardscape und Technik – vor allem aber dort, wo es viel Sauerstoff gibt, also möglichst in der Strömung. Die Pflanze setzt sich mit äußerst fest haftenden Basiszellen am Untergrund fest, und selbst wenn du die Algenfäden gründlich abreißt, bleiben immer Basiszellen übrig, aus denen die Alge neu heranwächst.
Wenn du die Bartalge im Aquarium herausfischen willst, merkst du, dass sich die Fäden dieser Alge relativ fest anfühlen. Das liegt an einem einzigartigen Trick der Rotalgen: Sinkt der Kohlendioxidgehalt im Wasser, nutzt die Rotalge das Prinzip der biogenen Entkalkung. Sie verwendet die Karbonathärte des Wassers und gewinnt so Calciumcarbonat und CO2 aus dem Wasser, um ihren hohen Bedarf zu decken. Dadurch hat sie nicht nur einen Konkurrenzvorteil vor den höheren Wasserpflanzen, die durch der Kohlendioxidmangel am Wachstum gehindert werden. 
Durch die Einlagerung des Calciumcarbonats wird die Alge auch härter und robuster. Die meisten Algenfresser machen um Bartalgen und ihre Verwandten, die Pinselalgen, einen Bogen, weil sie nicht schmecken. Dieser Trick zur Algenbekämpfung im Aquarium funktioniert also bei Bartalgen kaum – es sei denn, du wendest unseren Geheimtrick an. Dazu mehr weiter unten!

Ursachen für Bartalgen im Aquarium: So beugst du vor

Aquarium algenfrei
Schönes Aquarium 
Bildquelle: coffmancmu ( #270140108) - Adobe Stock

Entdeckst du Algen im Aquarium, ist meist klar, dass etwas mit dem Nährstoffhaushalt nicht stimmt. Die Ursachen für ein aus dem Gleichgewicht geratenes System können vielfältig sein: eine Veränderung in den Umweltbedingungen wie mehr Sonnenlicht oder eine neue Leuchtstoffröhre, ein anderes Fischfutter, eine nachlassende Filterfunktion oder ein dringend nötiger Wasserwechsel können allesamt dazu führen, dass Algen eine Nische entdecken, die sie blitzschnell besetzen. 
Aller Wahrscheinlichkeit nach sind Bartalgen ohnehin in deinem Aquarium vorhanden, ohne dass du sie bemerkst. Es ist quasi unmöglich, ein algenfreies Aquarium zu haben. Die winzigen Sporen der Algen reisen aus der Zoohandlung, im Fischfutter oder schlicht durch die Luft und sind nicht aufzuhalten. Was du aber tun kannst: für Bedingungen sorgen, die es den Algen schwer machen, sich zu vermehren. 
Diese häufigen Ursachen für Bartalgen im Aquarium kannst du vorbeugend vermeiden – oder wenigstens nachträglich beheben:

ProblemBeschreibungAbhilfe
zu wenig Kohlendioxid im WasserAquariumpflanzen wachsen schlechter, was der Bartalge die Ausbreitung erleichtert; biogene Entkalkung erzeugt hartes Algenskelett und macht Bartalgen unattraktiv für Algenfresserhäufige Wasserwechsel
CO2-Anlage verwenden
zu viel Sauerstoff / Strömung im WasserFür sich ist das kein Problem, aber Bartalgen lieben eine starke Strömung.Pumpe nicht zu stark einstellen, Filter nicht zu groß wählen und Auslauf tiefer unter Wasser legen
zu wenig Bepflanzung/zu langsam wachsende Pflanzenzu wenig Konkurrenz für Bartalgen, die sich dadurch schneller vermehrenmehr schnellwachsende Pflanzen einsetzen, Kohlenstoffdünger für Pflanzen verwenden (EasyCarbo oder Happy Carbo)
bestimmte Pflanzenarten im AquariumDie Bartalge befällt bevorzugt bestimmte Pflanzenarten: Sind Vallisneria, Wasserfreund und Wasserstern vorhanden, werden diese zuerst befallen.Pflanzenbestand abwechslungsreich gestalten, damit befallene Pflanzen leichter entfernt werden können
Nitrat-ÜberschussAlgen lieben Nitrat, es ist neben Phosphat ihre wichtigste Nahrungsquelle und oft in zu hoher Konzentration (bereits im Leitungswasser) enthaltenNitrattest durchführen (im Aquariumwasser und im Leitungswasser), Nitratwert senken durch weniger Fischfuttergabe und Absaugen von Mulm im 
Phosphat-ÜberschussAlgen lieben Phosphat, es ist neben Nitrat ihre wichtigste NahrungsquellePhosphattest durchführen, Phosphatwert senken durch Entfernung von Aktivkohle im Filter, Verkleinerung des Filters, weniger Fischfuttergabe, gründliches Abspülen von Frostfutter vor dem Füttern
allgemeiner NährstoffüberschussWenn zu viele Nährstoffe im Becken sind, als die Wasserpflanzen benötigen, profitieren davon AlgenWasserwerte messen (v.a. Nitrat, Phosphat, Eisen), Nährstoffüberschuss senken durch weniger Fütterung/Düngung, häufige Wasserwechsel, kürzere Beleuchtungsdauer
NährstoffmangelWenn zu wenige Nährstoffe im Becken sind, schädigt das die Aquarienpflanzen und öffnet eine Nische für AlgenWasserwerte messen, Pflanzenwachstum mit Kohlenstoffdünger oder Flüssigdünger anregen

Maßnahmen gegen Bartalgen im Aquarium

Unter Aquarianern kursiert eine Menge an Tipps, Ratschlägen und obskuren Methoden zur Bekämpfung von Bartalgen. Anders als die harmlosen Kieselalgen oder viele Grünalgen-Arten sind Bartalgen sehr hartnäckig und oft schwer zu entfernen. Übe dich in Geduld und probiere die empfohlenen Methoden nacheinander aus, um zu erkennen, was wirkt. Dabei solltest du dich schrittweise in der Intensität des Eingriffs vorantasten: Erst wenn natürliche Hilfsmittel nichts gebracht haben und du auch durch die Umstellung der Grundbedingungen nichts erreichen konntest, solltest du chemische Mittel gegen Algen ausprobieren. Hier hast du immer die Gefahr, dass das Mittel zwar die Bartalgen tötet, aber auch die anderen Bewohner des Aquariums schädigt. Im schlimmsten Fall sterben dir nach einigen Wochen alle Fische oder Wasserpflanzen weg und die Bartalgen sind immer noch da.
Profis empfehlen nicht umsonst, bei starkem Bartalgen-Befall ein Aquarium lieber von Grund auf neu aufzubauen – mit neuem Bodengrund, gründlich gereinigter Technik und neuen Wasserpflanzen.

Bartalgen entfernen per Hand

Wenn du Bartalgen im Aquarium entdeckst, ist das erste Mittel zur Bekämpfung die möglichst gründliche Entfernung aller sichtbaren Fäden. Das geht am besten per Hand; die Bartalgen sind nicht so glitschig wie zum Beispiel Fadenalgen und lassen sich gut greifen. Da die äußerst fest sitzenden Basiszellen dabei nicht abgerissen werden können, hast du 2 Optionen, je nachdem, wo sich die Bartalgen festgesetzt haben:

  • Von Deko-Gegenständen und Technik solltest du Bartalgen entfernen, indem du die Gegenstände aus dem Becken nimmst und gründlich abschrubbst und (nach Möglichkeit) abkochst. Was du nicht abkochen kannst (z. B. Deko-Wurzeln), packst du feucht in eine dicke Schicht Kochsalz ein, die den Bartalgen das Wasser entzieht.
  • Von Wasserpflanzen knipst man am besten das komplette befallene Blatt ab; ist die gesamte Pflanze betroffen, hilft nur Wegwerfen.

Natürliche Mittel gegen Bartalgen

Die wichtigste Maßnahme gegen die Verbreitung von Bartalgen im Aquarium ist es, sie kurz zu halten. Das leisten vor allem schnellwachsende Stengelpflanzen, die den Bartalgen die Nährstoffe und das ins Wasser fallende Licht wegnehmen. Wenn dein Aquarium zu wenig Pflanzenbewuchs aufweist oder die Pflanzen wegen Nährstoffmangels vor sich hin kümmern, öffnet das den Bartalgen ein Einfallstor. Sorge also dafür, dass dein Aquarium reichlich mit Pflanzen wie Hornkraut, Wasserpest oder Fettblatt bewachsen ist, um die Bartalgen zu bekämpfen.
Mitunter wird darüber berichtet, dass die Senkung des pH-Wertes im Becken erfolgreich gegen Bartalgen wirken würde. Das geschieht mit der Gabe von Huminsäure, die das Wasser leicht bräunlich verfärbt. Huminsäure bildet sich durch bakterielle Zersetzung von Mulm im Bodengrund, sie kann aber auch durch die Verwendung von Torf erzeugt werden. Torfpellets werden dafür in einem Säckchen ins Aquarium gehängt und sollen regelmäßig gewechselt werden, bis die Algen verschwunden sind. Natürlich musst du dabei achtgeben, dass deine Fische den gesunkenen pH-Wert vertragen. Wir empfehlen Torf im Aquarium ungern, weil er aus Mooren gewonnen wird, die wir im Kampf gegen den Klimawandel dringend erhalten sollten.

Posthornschnecke
Posthornschnecke
Bildquelle: Hippocampus

Eine andere völlig natürliche Bekämpfungsmethode für Bartalgen sind Fressfeinde: Garnelen, Siamesische Rüsselbarben oder Posthornschnecken vertilgen Bartalgen mit Stumpf und Stiel, solange sie noch nicht allzu viel Calciumcarbonat eingelagert haben. Durch den Einsatz einer CO2-Anlage werden die Bartalgen schnell weicher und du kannst zusehen, wie sie weggeknabbert werden.
Achtung: Wenn du Algenfresser in dein Aquarium setzt, musst du dich entscheiden: Sollen diese Fische nur für die Dauer der Algenbekämpfung kommen und werden nachher in ein anderes Becken umgesetzt? Wenn nicht, müssen sie in den derzeitigen Fischbestand integriert werden. Ein zu hoher Fischbestand ist nämlich für sich bereits wieder ein Auslöser für Algenbefall. 
Außerdem solltest du bedenken, dass viele Algenfresser ihren Job nur als Jungfische erledigen; danach steigen sie auf andere Futterquellen um. Denk auch darüber nach, was die Algenfresser an Futter bekommen können, sobald sie alle Algen im Aquarium vertilgt haben.

Chemische Mittel gegen Bartalgen

Im Kampf gegen die äußerst hartnäckigen Bartalgen gelangen auch erfahrene Aquarianer oft ans Ende ihres Lateins. Dann scheint nur noch der Griff zu chemischen Mitteln eine Rettung zu sein. In unserem Sortiment bieten wir verschiedene Mittel gegen Algen an, die jedoch – nach unserer jahrelangen Erfahrung – auch nicht immer zuverlässig gegen Bartalgen wirken. Erwarte hier also keine Wunder. 
Ein recht zuverlässiges Produkt ist hochdosierter Kohlenstoff (oft synonym mit dem Produktnamen EasyCarbo bezeichnet), mit dem du deinen Wasserpflanzen einen Wachstums-Boost verpassen kannst. Durch eine Kohlenstoffdüngung können sie entscheidenden Grund im Wettlauf mit den Bartalgen gut machen und sie eventuell verdrängen. Das wird jedoch nur funktionieren, wenn der Algenbefall noch nicht völlig überhand genommen hat. 
Wir empfehlen speziell zum Bartalgen Bekämpfen das bewährte Produkt Microbe Lift Algaway. Es arbeitet mit einer Kombination aus Salicylsäure und Kupfersulfat-Pentahydrat. Diese Stoffe solltest du grundsätzlich mit großer Vorsicht anwenden: Regelmäßige Teilwasserwechsel von etwa 30 % beschleunigen die Wirksamkeit des Anti-Algen-Mittels und stellen sicher, dass die bioziden Wirkstoffe nicht deinen Fischen schaden.

Ein Letzte-Wahl-Mittel gegen Bartalgen ist Wasserstoffperoxid. Diese chemische Substanz wirkt äußerst aggressiv. Behandelst du damit Algen, gehst du am besten lokal vor und nebelst die befallenen Stellen mit Hilfe einer Einwegspritze unter Wasser ein. Die Filterpumpe solltest du dabei für einige Zeit ausschalten, damit das Wasserstoffperoxid an Ort und Stelle bleibt. Empfindliche Fische dürfen nicht mit dem Wirkstoff in Berührung kommen – ihre Kiemen und Schuppen können dadurch regelrecht verätzt werden. Oft siedeln sich an den verletzten Stellen dann Keime an, die Wochen später zum Tod der Tiere führen. Als letzter Ausweg ist die Vernebelungsmethode gegen Bartalgen aber oft durchaus erfolgreich. Du musst sie täglich immer wieder anwenden, bis sich die Algen rosa oder weiß verfärben, dann hast du es geschafft.

Zusammenfassung

Sind Bartalgen im Aquarium, ist guter Rat teuer. Die zu den Rotalgen gehören Algen bilden im Laufe der Zeit lange, dichte gekräuselte Bärte und werden dabei oft mit den Fadenalgen verwechselt. Leider sind Bartalgen sehr hartnäckig. Anstatt sie aufwendig zu bekämpfen und zu entfernen, fährst du am besten, wenn du Bartalgen effektiv vorbeugst. Dafür ist am wichtigsten ein gut eingefahrenes Becken mit einem ausbalancierten Nährstoffgleichgewicht, das kein direktes Tageslicht erhält, dicht mit Wasserpflanzen bewachsen ist und einen ausgewogenen Fischbesatz beherbergt, zu dem auch Mitglieder gehören, die Algen als Snack gern verzehren. Kommt es doch zu einem Befall durch Bartalgen, solltest du schrittweise zunächst die wichtigstens Wasserwerte prüfen und stabilisieren sowie die sichtbaren Bartalgen per Hand entfernen. Erst wenn natürliche Mittel gegen Bartalgen keine Wirkung gezeigt haben, kannst du zu chemischen Mitteln greifen.

Häufige Fragen