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Kieselalgen (Diatomeen) bekämpfen | Aquarium | Ursachen & Maßnahmen | Tipps vom Profi

Kieselalgen (Diatomeen) im Aquarium bekämpfen & entfernen - Tipps vom Experten

Es ist ein Anblick, den man sich in seinem Aquarium niemals wünscht: Kieselalgen überziehen binnen kurzer Zeit Wasserpflanzen, Einrichtung, Scheiben und Bodengrund mit einem schmierigen bräunlichen Belag. Was Kieselalgen sind, wie du sie vermeidest und was du tun kannst, wenn Kieselalgen dein Aquarium befallen haben, liest du in diesem Ratgeberbeitrag.

Kieselalgen (Diatomeen) erkennen

Diatomeen
Kieselalgen (Diatomeen)
barbol (#302232088) - Adobe Stock

Als Kieselalgen oder wissenschaftlich: Diatomeen bezeichnet man winzige einzellige Wasserpflanzen, die sowohl im Süßwasser als auch im Meerwasseraquarium auftauchen können. Es gibt tausende Arten von ihnen und sie bilden als Protoplankton die Grundlage jeder Nahrungskette auf unserer Erde. Ohne Kieselalgen würde es kein höheres Leben geben – und sie sind nahezu überall. Einzelne Kieselalgen sind so klein, dass du sie mit bloßem Auge gar nicht erkennen würdest. Erst wenn sich diese “Protozoen” zu Überzügen zusammenschließen und wie eine schleimige Matte den Boden oder die Scheiben im Aquarium bedecken, bemerkst du sie. Obwohl sie eindeutig braun gefärbt sind, ist die Bezeichnung Braunalge falsch – diese Algenart lebt nur im Meerwasser, während die Kieselalge sich überall wohl fühlt, wo die Bedingungen stimmen. Das kann Süßwasser und Meerwasser sein, oder sogar feuchter Waldboden. Auch der Begriff Schmieralge ist, obwohl er sehr gut passt, nicht korrekt: Damit bezeichnet man Blaualgen, bei denen es sich wiederum gar nicht um Algen handelt, sondern um eine Bakterienart. Sehr verwirrend, oder?

KieselalgeBraunalgeBlaualge/Schmieralge
Einzeller, ProtoplanktonMehrzeller, oft große Seetang-PflanzenCyanobakterien
leben im Süß- und Meerwasserleben fast nur in Salzwasserleben im Süß- und Meerwasser
schleimig-glitschiger BelagAusbildung von Blättern und Triebenschleimig-glitschiger Belag
braunbraungrünblau, unangenehm fischiger Geruch
ungefährlichungefährlichgrößere Mengen giftig
häufig in der Einfahrphaseeher selten 

Ursachen für Kieselalgen im Aquarium: So beugst du vor

Der Name Kieselalge hat eine Bedeutung: Diatomeen lagern Kieselsäure (eine Verbindung von Silicium mit Sauerstoff) in ihren Zellwänden ein und gewinnen dadurch Stabilität. Der Name ist gleichzeitig ein Hinweis darauf, was diese Alge am meisten braucht: Kieselsäure. Damit sind wir auch schon bei den Bedingungen, wie du Kieselalgen im Aquarium vorbeugen kannst.
Anders als Rotalgen oder Blaualgen treten Kieselalgen zu einem bestimmten Zeitpunkt in fast jedem Aquarium auf: nämlich während der Einfahrphase. Haben sich in einem frisch mit Leitungswasser gefüllten Becken die Nährstoffe noch nicht eingepegelt, weil die Pflanzen noch nicht angewachsen sind und die Filterbakterien ihre Arbeit noch nicht aufgenommen haben, herrscht oft ein Überangebot an Kieselsäure. Diese ist im Leitungswasser enthalten und wandelt sich im Aquarium mit der Zeit zu Siliciumdioxid um. Diese Form kann von der Kieselalge nicht mehr verwertet werden – sie verschwindet dann einfach. 
Die erste und einfachste Ursache für Kieselalgen im Aquarium ist also einfach ein Überangebot an Kieselsäure im frischen Wasser, das sich mit der Zeit von selbst erledigt. Weitere Maßnahmen, die du schon vorbeugend gegen Kieselalgen im Aquarium ergreifen kannst, sind eigentlich Selbstverständlichkeiten für jeden guten Aquarianer:

Kieselalgen vorbeugen

  • reichlich schnellwachsende Pflanzen als Nährstoffkonkurrenten einsetzen
  • Wasserwerte regelmäßig prüfen, vor allem auf Phosphat
  • regelmäßige Teilwasserwechsel
  • Beleuchtung nicht zu kurz einstellen
  • evtl. Osmoseanlage verwenden (filtert Kieselsäure aus) oder 
  • Silikatabsorber im Filter

Was die Kieselalge im Gegensatz zu vielen anderen Algen nicht so sehr mag, ist Licht – sie siedelt sich bevorzugt am dunkleren Boden oder im Schatten von Wasserpflanzen an. Genug Licht durch eine neue Leuchtstoffröhre ist also auch eine vorbeugende Maßnahme gegen Kieselalgen.

Maßnahmen gegen Kieselalgen im Aquarium

Kieselsäure verringern

Während in nicht eingefahrenen Becken das Leitungswasser als Hauptquelle für zu viel Kieselsäure verantwortlich ist, gilt das für die regelmäßigen Teilwasserwechsel später nicht. Hier kannst du normalerweise unbesorgt Leitungswasser verwenden, da die Filterbakterien die Kieselsäure schnell abbauen. Sollte der Gehalt an Kieselsäure doch zu hoch sein und zu einem Befall durch Kieselalgen führen, kannst du Osmosewasser aus einer Osmoseanlage zugeben (niemals das gesamte Aquarium damit befüllen!) oder einfach Wasser aus einem anderen Aquarium, in dem kein Kieselalgen-Befall herrscht.

Profi-Tipp

Du kannst auch den pH-Wert vorsichtig absenken, um Kieselalgen zu bekämpfen. Allerdings nur, wenn deine Fische das vertragen.

Entscheidend für einen schnellen Abbau von Kieselsäure aus dem Wasser ist ein funktionierender Filter. Hat dein Filter einen ordentlichen Besatz an Filterbakterien erlangt, solltest du ihn niemals so gründlich reinigen, dass dieser Belag verschwindet. In der Anfangsphase kannst du den Aufbau der Filterbakterien boosten, indem du ihn mit einer ersten Ladung an Bakterien “impfst”. Auch ein Silicatabsorber (auch als Silikatadsorber bezeichnet), der sowohl Süßwasser als auch Salzwasser die Kieselsäure entzieht, ist sowohl vorbeugend in der Einfahrphase als auch zur akuten Behandlung eines späteren Kieselalgenbefalls wirksam.

Phosphatgehalt verringern

Kieselalgen bevorzugen einen hohen Phosphatgehalt. In Aquarien tritt dieses Problem meist auf, wenn die Fische zu viel Futter erhalten und dieses nicht fressen, sodass es auf den Boden sinkt. Auch tote Fische oder Schnecken, die du nicht schnell genug entdeckst, oder Frostfutter, das nicht gründlich abgespült wurde, bringen große Mengen an Phosphat ins Becken. Daher ist es wichtig, regelmäßig die wichtigsten Wasserwerte zu messen und ihren Verlauf zu überwachen. Schnellt der Phosphatgehalt in die Höhe (mehr als 0,25 mg/l sind zu viel), kannst du sofort aktiv werden und zum Beispiel einen Phosphatabsorber zugeben. Ist bereits dein Leitungswasser mit zu viel Phosphat belastet, hilft die Installation einer Osmoseanlage. 
Eine elegante biologische Lösung ist die Efeutute: Diese als Büropflanze sehr bekannte Zimmerpflanze verbraucht sehr viel Phosphat. Lass eine ihrer Wurzeln ins Aquarium hängen und dein Problem löst sich von selbst.

Kieselalgen bekämpfen durch Licht

Da Kieselalgen bevorzugt am Boden des Aquariums und in schattigen Bereichen wachsen, nimmt man oft an, dass sie Dunkelheit bevorzugen. Das stimmt aber so nicht. Vielmehr kann man sagen, dass Kieselalgen auch mit weniger Licht gut zurechtkommen – anders als andere Algenarten. Deshalb siedeln sie sich vorrangig dort an, wo andere Algenarten nicht auftreten. Mit einer Verlängerung der Beleuchtungsdauer solltest du sehr vorsichtig sein, da diese wiederum andere Algen begünstigen kann. Hilfreich ist es eventuell, wenn du mehr Licht in die schattigen Bereiche deines Aquariums einfallen lässt; dorthin, wo die Kieselalgen wachsen.

Kieselalgen entfernen per Hand

Scheibenreiniger
Scheibenreiniger
JBL Flotay

Die hässlichen schmierigen Beläge der Kieselalgen lassen sich zum Glück ziemlich einfach per Hand entfernen, da sie – anders als Rotalgen – nicht sehr fest am Untergrund haften. Du kannst Kieselalgen-Beläge einfach mit der Hand von Steinen oder den Blättern von Wasserpflanzen abwischen. An der Scheibe des Aquariums macht sich ein Algenradierer sehr bequem, da du dann nicht ins Wasser fassen musst. Vom Bodengrund kannst du Kieselalgen mit einem Schlauch absaugen. Nachdem du die Kieselalgen abgelöst hast, ist ein Teilwasserwechsel empfehlenswert, sonst breiten sie sich schnell wieder aus. Und natürlich nutzt das Kieselalgen Entfernen per Hand nur dann langfristig etwas, wenn du parallel die Bedingungen im Aquarium änderst.

Zusammenfassung

Entdeckst du schmierige braune Beläge in deinem Aquarium, sind das wahrscheinlich Kieselalgen. Hast du zweifelsfrei bestätigt, dass es sich nicht um Blaualgen oder Braunalgen handelt, kannst du gezielt gegen Kieselalgen vorgehen. Es sei denn, dein Aquarium befindet sich gerade in der Einfahrphase; in dem Fall verschwinden die Kieselalgen normalerweise nach wenigen Tagen von selbst, wenn sie die überschüssigen Kieselsäure im Wasser aufgenommen haben. Auch bei einem späteren Befall bekommst du Kieselalgen recht einfach in den Griff – reduziere den Gehalt an Kieselsäure und/oder Phosphat im Wasser und die glitschigen Beläge verschwinden bald wieder.

Häufige Fragen