Pinselalgen bekämpfen & entfernen | Aquarium | Ursachen & Maßnahmen | Tipps vom Experten
Pinselalgen (Rotalgen) im Aquarium bekämpfen & entfernen - Tipps vom Experten
- 1.Pinselalgen erkennen
- 2.Ursachen für Pinselalgen im Aquarium: So beugst du vor
- 3.Maßnahmen gegen Pinselalgen im Aquarium
- 3.1Pinselalgen bekämpfen: Beleuchtung und Strömung
- 3.2Pinselalgen natürlich bekämpfen: Fressfeinde
- 3.3Pinselalgen entfernen per Hand
- 3.4Chemische Mittel gegen Pinselalgen
- 4.Zusammenfassung
Das Aquarium ist frisch eingerichtet, die Fische scheinen sich wohl zu fühlen – und dann das: Hässliche, haarige Algen breiten sich wie die Pest auf Wasserpflanzen und Bodengrund aus und machen alle deine Bemühungen zunichte. Jetzt ist guter Rat teuer, denn du solltest schnell handeln! Wir zeigen dir in diesem Beitrag, wie du die gefürchteten Pinselalgen im Aquarium erkennst und wie du sie erfolgreich (und mit etwas Glück) wieder los wirst, ohne dass deine Fische und Wasserpflanzen darunter leiden.
Pinselalgen erkennen
Die Pinselalge ist, anders als viele andere Algen, relativ gut zu erkennen. Sie hat nämlich eine sehr eindeutige Wuchsform: Sobald die Alge einige Tage alt ist, bildet sie quastenartige, relativ kurze Haare bzw. Fäden, die genau wie kleine Pinsel aussehen. Sie fühlen sich auch deutlich härter an als zum Beispiel die glibberigen Fäden der Fadenalge (die außerdem auch deutlich länger werden). Von ihren Artgenossen, den Bartalgen, unterscheiden sich Pinselalgen durch die Länge ihrer Haare: Sie sind deutlich kürzer als die Bartalgen-Fäden und kräuseln sich auch nicht.
Zusammen mit den Bartalgen gehören Pinselalgen zur Gruppe der Rotalgen. Interessanterweise sehen Rotalgen überhaupt nicht rot aus, sondern eher dunkelgrün, grau bis fast schwarz. Der unwissenschaftliche Name dieser lästigen Aquarienbewohner lautet daher auch Schwarzalgen.
Diese Algenart kommt vor allem in Meeren vor, einige Arten bevorzugen aber auch Süßwasser – und sie besiedeln fast jedes Aquarium einmal, weil sie sich sehr schnell ausbreiten können. Ein einziger verschmutzter Kescher aus der Zoohandlung oder eine noch unsichtbar befallene Wasserpflanze von Bekannten genügt, um die Pinselalge in dein Aquarium zu bringen.
Ob du es tatsächlich mit einer Pinselalge zu tun hast, erkennst du durch einen sehr einfachen Test: Lege die Algen für einige Stunden in hochprozentigen Alkohol ein. Verfärben sie sich daraufhin leuchtend rot, hast du es mit einer Rotalge zu tun (daher stammt auch der Name). Eine Rotalge mit kürzeren, quastenartigen Büscheln ist fast sicher eine Pinselalge. Sind die Haare der Alge deutlich länger und kräuseln sich sogar, handelt es sich um Bartalgen.
Schwierig wird es, wenn sich die Pinselalgen gerade erst bilden: Ihre Wachstumsphase beginnt als kleine Punkte. Sitzen diese an der Scheibe oder auf den Blättern von Wasserpflanzen, werden sie oft mit Punktalgen (aus der Familie der Grünalgen) verwechselt. Punkte, die an der Scheibe sitzen, kannst du abkratzen ‒ geht das sehr schwer, sind es wahrscheinlich Pinselalgen.
TABELLE: Pinselalgen erkennen
Pinselalgen | Bartalgen | Fadenalgen |
Gruppe der Rotalgen | Gruppe der Rotalgen | Gruppe der Grünalgen |
Fäden kurz und quastenartig | Fäden bis 15 cm lang und gekräuselt, je länger | Fäden bis 50 cm lang, glatt |
Fäden hart, nicht ablösbar | Fäden hart, nicht ablösbar | Fäden weich, leicht ablösbar |
Farbe dunkelgrün, grau bis schwarz | Farbe dunkelgrün, grau bis schwarz | Farbe grasgrün bis sattgrün |
Alkoholtest: verfärbt sich rot | Alkoholtest: verfärbt sich rot | Alkoholtest: keine Verfärbung |
Ursachen für Pinselalgen im Aquarium: So beugst du vor
Sowohl Bartalgen als auch Pinselalgen sind äußerst hartnäckig, wenn sie sich einmal im Aquarium festgesetzt haben. Anders als Grünalgen kann man Rotalgen nicht leicht entfernen, da sie sich mit ihren Basiszellen extrem fest mit dem Untergrund verbinden. Du kannst die Büschel und Fäden zwar abreißen, aber es werden immer einige Basiszellen übrigbleiben, aus denen schnell neue Algen wachsen. Dazu kommt, dass Pinselalgen (genau wie Bartalgen) einen tollen Trick beherrschen: Wenn im Wasser nur wenig Kohlendioxid enthalten ist und höhere Wasserpflanzen langsamer wachsen oder eingehen, können Rotalgen aus der Karbonathärte im Wasser CO2 herauslösen – die sogenannte biogene Entkalkung. Das Zusatzprodukt Calciumcarbonat lagern sie dann in ihren Zellen ein und werden dadurch hart – und ungenießbar für die meisten Fische, Garnelen und Schnecken. Selbst als Algenfresser bekannte Arten machen um Pinselalgen einen Bogen.
Das beste Mittel gegen Pinselalgen ist es daher, sie gar nicht erst in dein Aquarium zu lassen. Strenge Sauberkeit ist das oberste Gebot:
- Kaufe Fische und Wasserpflanzen nur von Fachhändlern, bei denen du keinerlei Algen in den Becken siehst.
- Untersuche neue Wasserpflanzen genau auf Algen und entferne befallene Blätter; notfalls die ganze Pflanze.
- Bodengrund und Hardscape sollten gründlich gewaschen werden, bevor sie ins Aquarium kommen.
- Niemals gebrauchte Deko-Gegenstände oder Hardscape kaufen und wenn, dann mehrmals abkochen und schrubben.
- Im Bodengrund darf sich kein Mulm ansammeln, sauge ihn regelmäßig ab.
- Häufige Teilwasserwechsel reduzieren die Zahl von Keimen, überschüssigen Nährstoffen und vorhandenen Algen-Sporen im Wasser.
Wie wir schon gesagt haben, nützen all diese Vorsichtsmaßnahmen häufig trotzdem nichts, da Algen sich immer einen Weg suchen. Das ist aber gar nicht schlimm, solange in deinem Aquarium ein Gleichgewicht herrscht. Bekommen deine Wasserpflanzen genügend Nährstoffe, um gut zu wachsen, haben Algen als direkte Nahrungskonkurrenten keine Chance, sich übermäßig zu verbreiten. Hältst du dann auch noch Fische oder Garnelen, die Algen gern als Snack verspeisen, werden sich diese niederen Wasserpflanzen nicht ausbreiten können. Sitzen kleine Pinselalgen-Büschel auf dem Filterauslass oder direkt daneben in der Strömung (dort sitzen sie am liebsten), ist das auch noch kein Grund zur Panik. Behältst du die Parameter deines Aquariums im Auge, können die kleinen Gefährten dort bleiben – sie dürfen sich nur nicht auf den Rest des Aquariums ausbreiten.
Checkliste: Pinselalgen vorbeugen
Prüfen | Grund | Beheben |
Genug Pflanzen? | je mehr Pflanzen, desto mehr Konkurrenz für Pinselalgen | viele schnellwachsende Pflanzen aus allen Wuchszonen kombinieren, evtl. mit Kohlenstoffdünger boosten |
Kohlendioxidwert im Wasser hoch genug? | Pflanzen wachsen schlechter, was der Pinselalge das Wachstum erleichtert; durch biogene Entkalkung wird sie ungenießbar für Algenfresser | genug Pflanzen einsetzen, regelmäßige Teilwasserwechsel, CO2-Anlage einsetzen |
Strömung nicht zu stark? | Pinselalgen mögen Strömung | Filterpumpe evtl. drosseln oder Filter anders ausrichten, Filter an Beckengröße anpassen, Filterauslauf unter Wasser legen |
Zu wenige Nährstoffe im Becken? | Pinselalgen verwerten Nährstoffe viel besser als Wasserpflanzen; stellen diese das Wachstum ein, verbreiten sich die Algen schneller | Kohlenstoffdünger oder Flüssigdünger zusetzen, um Pflanzenwachstum anzuregen |
Zu viele Nährstoffe im Becken? | Sobald Nährstoffe übrig bleiben, werden sie von den Pinselalgen zur Vermehrung genutzt | mehr schnellwachsende Wasserpflanzen einsetzen, weniger Fischfutter, regelmäßige Wasserwechsel |
Nitrat und Phosphat nicht zu hoch? | Nitrat und Phosphat sind die Hauptnahrungsquellen für Pinselalgen, zu hohe Konzentration schadet gleichzeitig Wasserpflanzen und Fischen | weniger Fischfutter geben, Frostfutter gründlich abspülen, Mulm vom Bodengrund absaugen, keine Aktivkohle im Filter verwenden |
Eisengehalt zu hoch? | Eisengehalt zu hoch? | Eisenvolldünger reduzieren |
Beleuchtung ausgewogen? | Algen lieben Licht, zu viel davon hilft ihnen beim Wachstum | Aquarium nie ins Tageslicht stellen; Beleuchtung maximal 11 Stunden/Tag, ggf. verkürzen oder Pausen einlegen; Leuchtstoffröhren regelmäßig tauschen |
Maßnahmen gegen Pinselalgen im Aquarium
Wahrscheinlich waren Pinselalgen von Anfang an in deinem Aquarium, du hast sie bzw. ihre winzigen Sporen nur nicht gesehen. Gibt es nur für kurze Zeit eine Schwankung im Nährstoff-Gleichgewicht deines Beckens, etwa weil kurzzeitig die Beckentemperatur gestiegen ist oder du das Futter gewechselt hast, kann das für die extrem wachstumsstarke Pinselalge ein Einfallstor sein: Sie verbreitet sich blitzschnell und besetzt Wasserpflanzen, Einrichtungsgegenstände oder auch die Scheiben. Am liebsten sitzen Pinselalgen dabei an Stellen, die direkt in der Strömung liegen. Aber auch an der Scheibe des Aquariums können sie sich festsetzen, wo sie oft mit Punktalgen verwechselt werden.
Das Problem bei Pinselalgen ist ein zweifaches: Erstens weiß immer noch niemand genau, welche Ursachen zu einer Verbreitung von Pinselalgen führen; es gibt allenfalls Vermutungen. Zweitens, und das ist für dich viel wichtiger, dauert es sehr lange, bis Pinselalgen auf eine Bekämpfungsmethode ansprechen. Da sie Nährstoffe auf Vorrat speichern, kann es Wochen oder Monate dauern, bis du merkst, ob die Algenbekämpfung Wirkung zeigt. Selbst tote Pinselalgen haften noch sehr lange fest am Untergrund, bis sie abfallen. Da man bis dahin oft verschiedenste Dinge ausprobiert hat, ist am Ende nie klar, was eigentlich geholfen hat. Das macht es auch in Aquarianerkreisen sehr schwierig, nützliche von unnützen Hinweisen und Tipps zu trennen.
Pinselalgen bekämpfen: Beleuchtung und Strömung
Eine erste Möglichkeit, den Pinselalgen das Leben schwer zu machen, ist ihre geliebte Strömung: Im Anfangsstadium verschwinden Pinselalgen bereits, wenn du die Strömung im Aquarium etwas reduzierst oder die Richtung des Filterauslasses verlegst. Oft liegt dieser Auslass über Wasser oder nur kurz unter der Wasseroberfläche; versuche dann, ihn tiefer unter Wasser zu legen.
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Auch die Beleuchtung kann für das Wachstum von Pinselalgen entscheidend sein. Dass dein Aquarium nie im direkten Tageslicht oder gar Sonnenlicht stehen sollte, ist klar. Eventuell hilft es bereits, wenn du eine zu helle Seite des Beckens mit Folie abdunkelst oder den Standort änderst. Deine Leuchtstoffröhren sollten nicht älter als sechs Monate sein. Nach dieser Zeit verändert sich das Lichtspektrum dieser Lampen, ohne dass du es sehen kannst: Statt des vorrangig kurzwelligen, roten Lichts wird dann zunehmend blaues, langwelliges Licht erzeugt, das Algen beim Wachstum bevorzugen. Die Reduzierung der täglichen Beleuchtungsdauer ist ein sehr einfaches erstes Mittel im Kampf gegen Pinselalgen, das du auf jeden Fall probieren kannst: Den Fischen und Wasserpflanzen schadet es nicht, wenn sie eine Stunde weniger Licht bekommen. Auch eine “Mittagspause” kann wirksam sein, da die Pinselalgen auf plötzliche Lichtwechsel nicht eingestellt sind.
Die Dunkelkur, mit der sich Blaualgen und Grünalgen recht erfolgreich bekämpfen lassen, scheint Pinselalgen dagegen fast nichts auszumachen.
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Pinselalgen natürlich bekämpfen: Fressfeinde
Die struppigen Büschel der Pinselalgen sind dank der biogenen Entkalkung ziemlich hart und werden leider von fast allen bekannten Algenfressern verschmäht. Einzig die Amanogarnele und die Pianoschnecke sollen in einigen Fällen auch Pinselalgen verspeisen; das gelingt besser, wenn die Algen noch jung sind. Um Fressfeinden die Arbeit zu erleichtern, kannst du eine CO2-Anlage installieren und damit den Kohlendioxidgehalt im Wasser erhöhen. Ohne das Calciumcarbonat aus der Karbonathärte werden die Pinselalgen weicher und schmecken besser.
Pinselalgen entfernen per Hand
Pinselalgen per Hand zu entfernen, ist ziemlich schwierig. Erstens sind die Pinselquasten so kurz, dass man sie schwer zu fassen bekommt, zweitens sitzen die Basiszellen so fest, dass sie kaum zu entfernen sind. Hardscape und Einrichtung, die sich aus dem Becken nehmen lässt, kannst du gründlich abschrubben und möglichst mehrmals auskochen. Das Entfernen per Hand kann aber immer nur eine Ergänzung zu anderen Maßnahmen sein!
Chemische Mittel gegen Pinselalgen
Nicht viele Algenmittel sind wirksam gegen die hartnäckigen Pinselalgen. Wir haben gute Erfahrungen mit Microbe Lift Alg-Away gemacht, das eine Wirkstoffkombination aus Salicylsäure und Kupfersulfat enthält. Kupfer kann allerdings auch schädlich für die Fische werden, wenn es zu hoch dosiert wird; folge also genau der Dosierungsanleitung des Herstellers.
Beachte, dass du bei der Berechnung des Wasservolumens deines Aquariums nicht die Becken-Außenmaße zugrunde legen darfst. Bodengrund und Hardscape nehmen einiges an Volumen ein, sodass oft deutlich weniger Wasser im Aquarium enthalten ist. Dies führt häufig zur Überdosierung von Algenentfernern und Düngern.
Von Pinselalgen bewachsene Deko-Wurzeln und Plastikgegenstände, die unter dieser Behandlung leiden würden, sowie auch Wasserpflanzen kannst du in ein Bad aus Kohlenstoffdünger (Happy Carbo oder EasyCarbo) einlegen, um die Pinselalgen zu entfernen. Auch das “Einnebeln” mit Kohlenstoffdünger direkt im Becken ist möglich. Nimm dir Schritt für Schritt täglich nur einen kleinen Bereich im Aquarium vor, den du so mit Kohlenstoff behandelst.
Das recht wirksame Kohlenstoff-Bad gegen Pinselalgen darfst du nicht bei Moosen anwenden!
Ein Mittel, das wir eher als letzte Methode empfehlen, ist Wasserstoffperoxid. Diese ätzende Substanz sollte als 3-prozentige oder 6-prozentige Lösung verwendet werden, und zwar ebenfalls nur gezielt an einzelnen Stellen zum Vernebeln. Achte darauf, dass weder Fische noch andere Aquarienbewohner mit dem Wasserstoffperoxid in Berührung kommen! Es kann ihre Kiemen und Schuppen schwer verletzen und auch noch Wochen später zu ihrem Tod führen.
Egal, was du verwendet hast: Dass es wirkt, erkennst du nach einigen Tagen daran, dass sich die Pinselalgen heller färben, sie rosa und sogar weiß werden. Sie scheinen nun auch wieder besser zu schmecken und werden von Algenfressern gern vertilgt.
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Zusammenfassung
Entdeckst du kleine, dunkelgrüne bis schwarze Büschel in deinem Aquarium, die wie Pinselborsten aussehen und sich etwas struppig anfühlen, dann hast du es höchstwahrscheinlich mit einem Befall von Pinselalgen zu tun. Diese Unterart der Rotalgen setzt sich bevorzugt an Stellen fest, die in der Strömung liegen, und ist extrem schwer wieder loszuwerden. Das beste Mittel gegen Pinselalgen ist daher Vorbeugen: Sorge mit peinlicher Sauberkeit, einem ausgewogenen Nährstoffhaushalt und reichlich schnellwachsenden Wasserpflanzen im Aquarium dafür, dass Pinselalgen (und andere Algen) erst gar keine Gelegenheit finden, sich übermäßig zu vermehren. Ist es dafür zu spät, solltest du zwei Schienen gleichzeitig fahren: Auf der einen Seite heißt es, die vorhandenen Pinselalgen zu bekämpfen; parallel musst du dafür sorgen, dass die Grundbedingungen im Aquarium ausgewogen sind, sodass die Pinselalgen auch dauerhaft fernbleiben bzw. sich nicht mehr übermäßig ausbreiten.