Fadenalgen bekämpfen | Aquarium | Ursachen & Maßnahmen | natürliche Mittel | ohne Chemie
Fadenalgen im Aquarium bekämpfen & entfernen - Tipps vom Experten
- 1.Fadenalgen erkennen
- 2.Fadenalgen im Aufzuchtbecken
- 3.Ursachen für Fadenalgen im Aquarium: So beugst du vor
- 4.Maßnahmen gegen Fadenalgen im Aquarium
- 4.1Fadenalgen entfernen per Hand
- 4.2Fadenalgen bekämpfen mit weniger Licht
- 4.3Fadenalgen natürlich bekämpfen: mit Fressfeinden und Nahrungskonkurrenten
- 4.4Chemische Mittel gegen Fadenalgen
- 5.Zusammenfassung
Es dauert mitunter nur wenige Tage, und du erkennst dein schönes Aquarium nicht wieder: Plötzlich sind Pflanzen und Hardscape von langen grünen Fäden überwuchert, die alles zu ersticken scheinen. Das sieht hässlich aus und kann deine Wasserpflanzen und Fische tatsächlich beeinträchtigen. Wir erklären in diesem Ratgeberbeitrag, wie du Fadenalgen erkennst und was du gegen diese lästigen Aquarien-Mitbewohner tun kannst.
Fadenalgen erkennen
Die langen, wogenden Fäden mit ihrer intensiv grünen Farbe sind recht einfach zu bestimmen: Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Fadenalgen, eine von mehr als 8.000 Unterarten der Grünalge. Trotzdem gibt es immer mal Verwechslungen mit den ähnlich aussehenden Bartalgen, die zu den Rotalgen gehören und wesentlich schwieriger zu bekämpfen sind. Wenn du unsicher bist, ob du es mit Fadenalgen oder Bartalgen zu tun hast, hilft dir folgende Checkliste:
Sind die Fäden mehr als 15 cm lang? | -> Fadenalge |
Ist die Farbe eher hell- oder sattgrün? | -> Fadenalge |
Lösen sich die Fäden leicht vom Untergrund? | -> Fadenalge |
Sind die längeren Fäden gekräuselt? | -> Bartalge |
Sitzen die Fäden an den Blatträndern von Wasserpflanzen wie Wasserpest, Vallisneria oder Wasserfreund? | -> wahrscheinlich Bartalge |
Werden die Algen von Fischen, Schnecken und Garnelen verschmäht? | -> Bartalge |
Verfärben sich die Algen rot, wenn man sie mehrere Stunden in hochprozentigen Alkohol einlegt? | -> Bartalge |
Hast du eindeutig festgestellt, dass es sich bei den Algen in deinem Aquarium um Fadenalgen handelt, kannst du aufatmen: Diese Algen lassen sich recht gut bekämpfen, und sie sind normalerweise ein Indikator für eine gute Wasserqualität. Sorgst du dafür, dass ihnen die anderen Wasserpflanzen weniger Nährstoffe übrig lassen, sollten die Fadenalgen bald wieder verschwinden.
Fadenalgen im Aufzuchtbecken
Fadenalgen sind, anders als die lästigen Rotalgen oder die hässlichen Kieselalgen, im Aquarium mitunter durchaus nützlich. Von Jungfischen und Garnelen werden die zarten grünen Fäden sehr gern verzehrt. Deshalb kann es sich lohnen, Fadenalgen im Aufzuchtbecken zu belassen oder sie sogar gezielt dort anzusiedeln. Da im Aufzuchtbecken relativ viele Fische leben, kann es hier schnell zu Nährstoff-Ungleichgewichten kommen. Die Fadenalgen sorgen dafür, dass potenziell gefährliche Stoffwechselprodukte der Fische schnell abgebaut werden. Anders als höhere Wasserpflanzen leisten die Fadenalgen ihre Arbeit auch dann, wenn wichtige Spurenelemente im Wasser fehlen.
Fadenalgen bilden durch ihre feingliedrige Struktur dichte Kissen. Diese schwimmen tendenziell eher oben im Aquarium. Das hat mehrere Vorteile:
- Die Fadenalgen lassen weniger Licht ins Aquarium einfallen und sorgen so vor allem an sonnigen Tagen für eine Temperaturkontrolle und verhindern einen erhöhten CO2-Verbrauch, der wiederum den pH-Wert verändern könnte.
- In den Fäden der Fadenalgen sammeln sich Sauerstoffbläschen, die nachts die Sauerstoffversorgung des Beckens sicherstellen.
- Die dichten Fäden bieten Jungfischen einen geschützten Rückzugsraum. Futter kann vorsichtig auf die Oberseite der Fadenalgen gelegt werden, damit es nicht zu schnell auf den Boden absinkt.
- In den Fäden siedeln sich viele Mikroorganismen an, die wiederum den Jungfischen als Nahrung dienen.
Ursachen für Fadenalgen im Aquarium: So beugst du vor
Wie bei allen Algenarten ist auch für die Ausbreitung von Fadenalgen meist nur eine kleine Veränderung der gewohnten Verhältnisse im Aquarium ausreichend: Die Sonne scheint ein wenig länger oder intensiver ins Becken hinein, die Temperatur ist etwas gestiegen oder eine größere Menge an Fischfutter ist auf den Boden gesunken und wurde nicht gefressen – schon “kippt” das Angebot an Nährstoffen auf die Plus-Seite und die Stunde der Algen ist gekommen.
Das Auftreten von Grünalgen wie Fadenalgen deutet meist auf eine Überversorgung mit Nährstoffen hin – sei es durch Licht bzw. Beleuchtung, Dünger oder schlicht durch einen Mangel an Pflanzen im Becken, die das Angebot an Nährstoffen aufnehmen und verarbeiten könnten.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Fadenalgen entsprechen daher quasi den Grundregeln, denen jeder Aquarianer folgen sollte, um ein schönes, gesundes Aquarium am Laufen zu halten:
- schnell wachsende Wasserpflanzen einsetzen, die Nährstoffe verbrauchen und das Becken beschatten
- Wasserpflanzen ausreichend düngen (z. B. mit Kohlenstoff)
- Aquarium nicht ins direkte Tageslicht stellen
- Wasserwerte prüfen: Nitrat und Phosphat sollten nicht erhöht sein
- wenig Fischfutter geben und Fischbesatz an die Größe des Aquariums anpassen
- häufige Wasserwechsel, um überschüssige Nährstoffe aus dem Wasser zu holen
Maßnahmen gegen Fadenalgen im Aquarium
Haben sich die lästigen langen Fäden in deinem Aquarium festgesetzt und wuchern alles zu, kann das auch schädliche Auswirkungen auf das Becken haben: Die Algen lassen deine Wasserpflanzen absterben, weil diesen kaum noch Nährstoffe bleiben. Größere Fische verfangen sich in den langen Fäden, die dann mit der Zeit auch so stark werden, dass sie nicht mehr abgeknabbert werden können. Kritisch wird es, wenn sich Blaualgen auf die Fadenalgen setzen; diese Cyanobakterien produzieren nämlich toxische Stoffe. Auch wenn Fadenalgen also vergleichsweise harmlos sind, solltest du trotzdem Maßnahmen ergreifen, um sie im Zaum zu halten.
Fadenalgen entfernen per Hand
Der naheliegendste Schritt ist es, die langen Fäden aus dem Aquarium zu entnehmen. Dabei kommt dir zugute, dass sich die Fäden recht leicht vom Untergrund ablösen. Am besten fährst du mit einem Stöckchen oder einer langen Pinzette in Kreisbewegungen durch das Becken und drehst dabei den Stock, sodass sich die Fäden automatisch daran verfangen und abreißen. Diese manuelle Algen-Entfernung solltest du regelmäßig wiederholen, während du versuchst, die Grundbedingungen im Aquarium so zu verändern, dass den Fadenalgen das Nachwachsen erschwert wird.
Fadenalgen bekämpfen mit weniger Licht
Fadenalgen lieben Licht und können bei Sonnenlicht oder veralteten Leuchtstoffröhren regelrecht explodieren. Im ersten Schritt solltest du also dein Aquarium auf Lichteinfall checken: Tageslicht darf überhaupt nicht direkt auf das Becken fallen, und die tägliche Beleuchtungszeit sollte nicht über 11 Stunden liegen. Viele Aquarianer berichten davon, dass eine “Mittagspause” in der Beleuchtung langfristig gegen Fadenalgen hilft. Dafür empfiehlt sich eine Zeitschaltuhr.
Auch die Qualität der Beleuchtung ist ein Wachstumsfaktor für Algen: Veraltete Leuchstoffröhren produzieren weniger rotes, kurzwelliges Licht und mehr langwelliges, blaues und UV-Licht. Das mögen Algen sehr. Da du den Unterschied mit bloßem Auge kaum wahrnehmen kannst, solltest du als Faustregel Leuchtstoffröhren nach etwa sechs Monaten austauschen.
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Hilft das alles nicht, kann eine Dunkelkur gegen Fadenalgen Wunder wirken. Hierbei musst du das Aquarium für mehrere Tage komplett abdunkeln, am besten mit schwarzem Karton oder einer blickdichten Decke. Die Fische sollten in dieser Zeit nichts oder nur ganz wenig zu essen bekommen. Nach drei Tagen nimmst du den ersten Wasserwechsel vor, nach weiteren vier Tagen wechselst du das Wasser noch einmal fast komplett. Damit auch ohne Licht genug Sauerstoff erzeugt wird, musst du für die Zeit der Dunkelkur eine Membranpumpe verwenden und die Leistung des Filters drosseln. Nach dieser langen Zeit in kompletter Dunkelheit sind die meisten Fadenalgen eingegangen, und ihre langlebigen Sporen hast du mit den Wasserwechseln hoffentlich alle erwischt.
Danach kannst du deinen Wasserpflanzen mit einer Kohlenstoffkur (etwa von EasyCarbo oder HappyCarbo) den letzten Boost geben, um eine starke Nährstoffkonkurrenz für etwa verbliebene Algensporen zu bilden.
Fadenalgen natürlich bekämpfen: mit Fressfeinden und Nahrungskonkurrenten
Hat die Dunkelkur wider Erwarten keine zufriedenstellenden Ergebnisse gezeigt, kannst du zusätzliche Nahrungskonkurrenz ins Spiel bringen. Die besten Verwerter für Fadenalgen sind die etwas größeren Amanogarnelen, aber auch Schnecken, Antennenwelse und viele Fische mögen Fadenalgen gern. Alle Aquarienbewohner bevorzugen die zarten jungen Triebe von Fadenalgen; hilf ihnen also, indem du die älteren, langen Triebe selbst entfernst. Denk außerdem beim Einsetzen von Fressfeinden daran, dass diese Tiere auch nach der Bekämpfung der Algen etwas zu fressen brauchen – und dass sie wachsen. Die oft empfohlenen, immer hungrigen Siamesischen Rüsselbarben können mehr als 15 cm lang werden und brauchen ein sehr großes Becken. Für kleine Aquascaping-Becken sind selbst Amanogarnelen zu groß. Und Posthornschnecken können sich genauso explosiv vermehren wie die Algen, zu deren Bekämpfung man sie eigentlich gekauft hat.
Auf der sicheren Seite bist du, wenn du Wasserpflanzen als Nahrungskonkurrenten für Fadenalgen nutzt: Schnellwachsende Wasserpflanzen sind sozusagen die Erzfeinde für Fadenalgen. Sicherst du Sorten wie Wasserfreund oder Sumpffreund mit einer Kohlenstoffdüngung reichliches Wachstum, sollten sie die Konkurrenz durch Fadenalgen schnell besiegt haben.
Chemische Mittel gegen Fadenalgen
Fadenalgen sind nicht wirklich gefährlich und können mit chemiefreien Mitteln wie einer Dunkelkur recht zuverlässig bekämpft werden. Toxische, biozide Mittel gegen Algen solltest du mit großer Zurückhaltung verwenden. Oft schadet man seinem Aquarium damit mehr, als man Nutzen daraus zieht. Produkte, die Salicylsäure oder Wasserstoffperoxid enthalten, sowie teure UVC-Klärer würden wir für die hartnäckigeren Problemfälle wie Pinselalgen oder Blaualgen reservieren.
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Zusammenfassung
Fadenalgen sind im Gegensatz zu vielen anderen Algenarten relativ harmlose Aquarienbewohner. Natürlich sehen die dichten grünen Gewöllekissen, die sich aus den bis zu 50 cm langen Fäden bilden, nicht sehr schön aus und sollten entfernt werden. Fadenalgen sind aber an sich ein Zeichen für eine gute Wasserqualität und besonders für Jungfische eine willkommene Nahrungsquelle. Darüber hinaus wirst du einer Fadenalgen-Plage auch ohne chemische Mittel relativ schnell Herr, wenn du gezielt auf Nahrungskonkurrenz durch schnellwachsende Wasserpflanzen und Algenfresser setzt, die Beleuchtungsdauer reduzierst und eventuell eine Dunkelkur durchführst.